Mittwoch, 21. April 2010

Einführungsszenarien von Enterprise 2.0- Anwendungen in Unternehmen

Web 2.0-Anwendungen lassen sich ganz allgemein aus der Perspektive des Web 2.0-Enabling anhand der zwei Faktoren Individualisierung und Interaktivität auf ihr „Mitmachpotenzial“ prüfen. Im organisatorischen Kontext können die zwei Begriffe als Selbstbestimmung und Selbstabstimmung umschrieben werden. Dabei sieht man anhand der Grafik, dass aufgrund verschiedener Konstruktionsmerkmale nicht alle Anwendungen beide Kriterien in gleichem Maße erfüllen können. Individualisierung bzw. Selbstbestimmung führt zu Autonomie und Souveränität und ist bei individuellen Blogs oder auch asynchroner Kommunikation, wie teilweise beim Instant Messaging oder auch beim Microblogging der Fall, wesentlich höher als bspw. bei Corporate Blogs. Interaktivität bzw. Selbstabstimmung dagegen fördert durch Nutzung einer „kollektiven Intelligenz“ die Problemlösungs- und Entscheidungsfindung. Beispiele hierfür sind Team Wikis oder auch Social-Software-Plattformen, bei denen inhaltliche und zeitliche Kompromisse infolge der kollaborativen Generierung von Inhalten die Autonomie begrenzen können.


Enterprise 2.0- (oder auch Web 2.0-) Anwendungen sind in vielfältiger, häufig auch neuartiger Funktionalität zu finden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in den Unternehmen erstmal damit experimentiert oder aber eine Insellösung geschaffen wird. Laut der Enterprise 2.0 Studie 2010 von Centrestage, sind Wikis und Blogs, gefolgt von elektronischen Gemeinschaften,  die vorrangig genutzten Web 2.0-Anwendungen zur Realisierung eines Enterprise 2.0. Es lässt sich jedoch aus den Fallstudien nicht explizit erkennen, dass Wikis und Blogs auch maßgeblich für den Einführungsprozess von Enterprise 2.0 verantwortlich sind. Nur weil sie mittlerweile in fast jedem Unternehmen im Hauptinteresse stehen oder bereits vorhanden sind, ist dies kein Beleg dafür das ein Einführungsprozess zwangsläufig mit Wikis oder Blogs angestoßen werden muss. Microblogging und soziale Werkzeuge zum Teilen und Bewerten von Informationen (z.B. Soziale Bookmarking-Dienste) zählen zu den neuen Enterprise 2.0-Lieblingen und haben zwischenzeitlich eine Verbreitung wie Podcast- und Video- Lösungen erreicht.


Besonders fortschrittlich im Umgang mit Wikis ist Sun Microsystems. Dort werden Wikis als Werkzeug für Wissens- und Softwareentwicklungsprozesse eingesetzt entweder in Form mehrerer kleiner interner Wikis oder im zentralen unternehmensweiten Enterprise-Wiki unter dem Namen Confluence. Mittlerweile zeigen sich auch erste Experimente mit semantischen Wikis, einem System, das automatische Beziehungen zwischen Systemen herstellt.  Die PSI nutzt das Open-Source-Software-MediaWiki als technische Grundlage des konzernweiten Intranets für die unkomplizierte Vernetzung und die leichte Bedienbarkeit von Inhalten sowie der eleganten (Volltext-)Suche nach Artikeln und Themenschwerpunkten.  Bei der DB Training wird das Wiki als Basissystem zur Verknüpfung verschiedener Wissensobjekte auf Basis des Prinzips der Selbstorganisation genutzt, um eine schnellere Erarbeitung von Themen, Unterlagen, Angeboten und Studien zu ermöglichen.  Nokia nutzt Wikis zum einen für bspw. Projekte, um Informationen und Beiträge der Beteiligten zu bündeln. Zum anderen gibt es das Nokia Infopedia, mit verschiedenen Informationen zu Produkten, Lösungen, organisatorischen Änderungsinitiativen, Preisen, Strategien, Marketinginitiativen etc. Auch der mobile Aspekt wird wieder mitberücksichtigt, indem die Möglichkeit einer Wiki-Nutzung per Handy existiert.

Ein umfassendes Blog-System bietet Coremedia in Form einer Konversationsplattform, auf der Führungskräfte, Mitarbeiter, Kunden und Partner zu Wort kommen können und so aktiv zur Anreicherung von Wissen im Unternehmen beitragen. Siemens nutzt einen Open Source Multiblog, der als bottom-up Werkzeug für das Wissensmanagement verstanden wird, indem Beiträge und Kommentare zu Themen wie Produktivitätssteigerung und Innovationen verfasst werden. Aber auch für einfache Ereignisse, Veranstaltungen oder persönliche Geschichten, wie auch bei bspw. bei den Corporate Blogs von Daimler, werden Blogs genutzt.  Eine besondere Form der Nutzung von Wikis und Blogs liefert Cablecom, die beide Anwendungen zu einem so genannten „Bliki“ verschmolzen haben. Dieses „Bliki“ mit dem Namen eTouch stellt das neue IntraWeb 2.0 von Cablecom dar, in dem Mitarbeiter interdisziplinär, standortunabhängig und hierarchieübergreifend miteinander verbunden werden.  Auch das Beispiel von HP mit seinem WaterCooler Konzept zeigt die zunehmende Ausbreitung an parallel verwendeten Social Software Anwendungen.

Insgesamt kann man sagen, dass das Feld an Web 2.0-Applikationen mittlerweile sehr dynamisch geworden ist und regelmäßig mehrere Werkzeuge und Technologien parallel zum Einsatz kommen. An der relativen Einsatzhäufigkeit von Wikis und Blogs erkennt man, dass diese in den Unternehmen bereits breit diskutiert werden, um Einsatzszenarios zu erörtern, an welcher Stelle der Einsatz dieser beiden Anwendungen sinnvoll bzw. lohnenswert ist. Das Problem dabei ist, dass laufend neue innovative Technologien und Anwendungen nachkommen und somit unterschiedliche Generationen von Web 2.0 entstehen. Die Unternehmen sind oftmals nicht in der Lage dieser Schnelllebigkeit Rechnung zu tragen, obwohl zumindest die Wikis und Blogs von der breiteren Masse allmählich ganz gut verstanden und genutzt werden. Wie auch anhand der Beispiele zu erkennen ist, sind Wikis und Blogs so gut wie in jedem Unternehmen mittlerweile an der Tagesordnung und stellen meist die ältesten benutzten Anwendungen dar.

Empfehlung: Die intensive Aufklärung der Mitarbeiter über die Funktionsweisen eines Enterprise 2.0-Werkzeuges gehört zu einer erfolgreichen Einführung. Wenn das Enterprise 2.0-Werkzeug dabei hilft, ein vorhandenes Problem zu lösen, lernen die Mitarbeiter, es auf natürliche Weise zu nutzen. Es ist zu berücksichtigen, dass der Umgang mit Enterprise 2.0-Werkzeugen Generationenabhängig ist. Angepasste on- und offline Qualifizierungsmaßnahmen sind notwendig, damit die Enterprise 2.0-Werkzeuge in breiter Form eingesetzt werden können. Die verschiedenen Enterprise 2.0-Werkzeuge stehen häufig im Wettbewerb zueinander. Daher muss man sich bei einer Enterprise 2.0-Initiative klar werden, welche Werkzeuge man zu welchem Zweck einsetzen möchte und welche Ziele mit ihnen erreicht werden sollen. Die ausgewählten Enterprise 2.0-Werkzeuge müssen klar voneinander abgegrenzt werden. Mittelfristig können auch Regelwerke zur Vermeidung von Redundanzen und Dubletten an Informationen und Funktionen notwendig werden ("Single Source of Information"). Zu Beginn einer Enterprise 2.0-Einführung sind Redundanzen und Dubletten aber eher ein Luxusproblem. Im Mittelpunkt der Überlegungen sollte stehen, die Werkzeuge und deren Nutzung einfach und verständlich zu machen. Doppelarbeit aufgrund von Werkzeugen mit nicht eindeutiger Funktionalitäten-Zuordnung würde sich kontraproduktiv auswirken.

1 Kommentar:

  1. Net schlecht...aber eine Sache: Hier bist 26 und wenn man auf dein vollständiges Profil geht, bist da 27 Jahre "alt"... ;-)

    Lg, Marcel

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